justinesleng
Ja moin.
Ich war ein paar Monate abgetaucht. Das mache ich die letzten 12 Monate gerne mal. Immer mit anderen, dafür sehr validen Begründungen. Diesmal sogar vier Stück: der Umzug nach Schweden, meine Bachelorthesis, ein Praktikum im Hessischen Landtag und Lernen für vier Klausuren.
So viel dazu! Das Camp NaNoWriMo hat begonnen, und das nehme ich zum Anlass, zum ersten Mal in diesem Jahr richtig zu schreiben. Die Entscheidung für ein Projekt war schnell getroffen: mein Climate-Fiction Roman “Winterregengebiete”, den ich im NaNoWriMo 2020 begonnen hatte, wurde wieder entstaubt und neu aufgesetzt. Die letzten drei Monate hatte ich viel an der Story Bible gefeilt, aber jetzt wird tatsächliche Prosa niedergeschrieben. Das Ziel für diesen Monat sind 15.000 Worte. Aktuell hänge ich hinterher, aber der Rückstand ist überschaubar.
Es ist etwas her, dass ich so eine richtige Rohfassung begonnen habe, und ich habe mich sehr davor geziert. Das ist vermutlich auch der Grund, weshalb ich seit meiner eingeläuteten Pause für “Verschwesterung” kaum geschrieben habe. Rohfassungen sind, das muss man sagen wie es ist, von schlechter Qualität. Man schreibt sie runter, und dann geht man durch und versucht, den roten Faden und ein paar Seiten brauchbare Sätze zu finden. Diese Demütigung wollte ich mir nicht geben. Also konnte ich nicht schreiben.
Bei irgendeinem Podcast, oder einem Blogpost, oder einer Diskussion im Schreibnachtforum, oder sonstwo... bin ich dann auf den Rat gestoßen, dass man sich die Geschichte im Erstentwurf einfach selbst erzählt. Klang für mich einleuchtend - ich habe nämlich selten eine Ahnung von meinem Plot, und Charaktere machen bekannterweise ja eh, was sie wollen.
Also versuche ich, das jetzt umzusetzen. Es ist sehr unelegant - sehr viel Infodump und wenig Handlung. Meine Protagonistin ist in anderthalb Kapiteln einmal von der Küche ins Kinderzimmer gelaufen und hat ihre Nichte geweckt. That’s it.
Aber dafür erfährt man, was die verschiedenen Wasserwarnstufen Roms im Jahre 2043 sind, wie genau ein Hologramm-Aquarium aussieht und was ihre Schwester dazu getrieben hat, zur Armee zu gehen! Und irgendwann, wenn ich Lust drauf habe, kann ich das in einen vernünftigen Handlungsstrang einflechten. Jetzt schreibe ich erstmal von einem Satz auf den anderen und versuche, mir keine Sorgen um vernachlässigbare Details wie Stil, Handlung oder Charakterentwicklung zu machen.
Und wozu gibt es Überarbeitungsphasen?